Es ist interessant, worüber man im großen WWW so alles stolpern kann. Klar, sonst würden wir wohl kaum soviel Zeit damit bzw. „darin“ zubringen
Vorhin bin ich über den Eintrag „FOTOBLOG KÖLN #7 Gentleman, Siegburg, Zur Rose und LOST IN TRANSLATION 2“ im Blog des Comiczeichner Miguel E. Riveros gestolpert, in dem der Autor seinen Eindruck von meiner Heimatstadt so beschreibt:
„In Siegburg haben wir uns ein wenig umgesehen. Diese Stadt ist echt hübsch. Der Bahnhof und die angrenzende Innenstadt ist wirklich schön und man fühlt sich wie in einem Ferienort. EDU meinte, alles wirkt wie eine Filmkulisse. Ich habe dort den Dönerladen neben dem Bahnhof ausprobiert und der ist wirklich stylisch. Da läuft sogar Musikfernsehen. Die Döner und Pizzas sind da echt lecker. Direkt am Bahnhof gibt es ein großes Kino und zahlreiche nette Restaurants. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.“
Interessant, mal so eine „Meinung von Außen“ zu lesen.
Bei dem Thema „Außenwahrnehmung“ kommt man recht schnell auf die aktuelle Diskussion um die Umgestaltung die Siegburger Innenstadt. Veränderungen sind notwendig, um Siegburg als Stadt, insbesondere auch als Einkaufsstadt, wieder Attraktiv zu machen. Siegburg ist ins Hintertreffen geraten und daran soll sich wieder etwas ändern.
Ein durch die Stadtregierung derzeit stark forcierter Ansatz ist es, zusammen mit der ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG im Herzen von Siegburg (auf dem „Allianz-Parkplatz“ oberhalb des Rathauses und dem Platz, an dem das Rathaus derzeit steht) ein Einkaufszentrum zu errichten, in dem sich aktuell gefragte Handelsketten ansiedeln können.
Nachdem die Pläne immer mehr Formen annehmen und konkreter werden, erheben sich auch mehr kritische Stimmen, wie zum Beispiel Monika Wagner im Interview „Das funktioniert nur als Ergänzung“ mit dem KStA oder der Verkehrsverein Siegburg e.V. im Beitrag „Die Siegburger müssen entscheiden, was richtig ist“ auf seiner Plattform mysiegburg.de
Aus meiner Sicht sind dabei vor allem die Punkte wichtig, dass Siegburg dringend weiter entwickelt werden muss und dass es dafür umfassende Konzepte und Lösungen geben muss. Das ECE Center isoliert zu betrachten und voranzubringen ist mit Sicherheit nicht das richtige. Das Center kann aber vielleicht Teil eines Gesamtkonzeptes sein.
An einer Stelle wurde aufgeworfen, das die politische Macht, die ein Betreiber wie ECE mit einer Immobilie der geplanten Größe einnimmt nicht unerheblich ist. Und es wird in den Raum gestellt, dass die ECE angeblich Politiker „eingarnt“.
Beides sind Aspekte, die man ebenfalls nicht aus den Augen verlieren darf.
Der zweite Punkte bekommt gerade mit den Vorwürfen zur Käuflichkeit der CDU in verschiedenen Landesregierungen ein „Geschmäckle“. An den Unregelmäßigkeiten Rund um den Bau der Herzklinik in Siegburg und dafür „zweckentfremdete“ Gelder war der amtierende Bürgermeister Franz Huhn, wenn ich mich recht an die damalige Berichterstattung erinnere, auch nicht unbeteiligt. „Potenzial“ in diese Richtung scheint also durchaus vorhanden zu sein. Also wachsam bleiben
Auf der Anderen Seite drooht nach Darstellung der Befürworter des Zentrums (und für mich gut nachvollziehbar) die Gefahr, die ECE könnte mit dem geplanten Zentrum nicht vielleicht auch in benachbarten Gemeinden ansässig werden bzw. die Konkurrenz der Gemeinden durch andere Projekte stark zunehmen könnte und damit der Standort Siegburg deutlich geschwächt würde.
Insgesamt recht Informativ ist die Rubrik „Zukunft der Einkaufsstadt Siegburg“ auf siegburg.de, wobei man hier natürlich auch nicht vergessen soll, das die Seite von der Stadtregierung erstellt wird – Quellenkritik schadet nie
Dort findet man zwar auch Ansäzte zu einem „Einzelhandels- und Zentrenkonzept“, indem ich zwar einiges interessantes gefunden hab, aber kein klares Konzept erkennen konnte.
Ein weiteren Schritt in die Richtung kann man aber vielleicht im Foliensatz „Anforderungsprofil Stadtgalerie“ erkennen, in der sich auch die Aussage „Das Rathaus könnte entweder in die Galerie einbezogen oder an einem anderen Standort angesiedelt werden“ findet. Aus welchem Topf wird das eigentlich bezahlt?
Im wesentlichen stehen die Kritiker und Befürworter sich also in wenigen Punkten gegenüber:
Die Kritiker befürchten
- Verlust der Vielfalt im Einzelhandel durch zu strake Konkurrenz des „ECE Centers“
- Verfall der Mietpreise in der Siegburger Innenstadt
wogegen die der Befürworter antworten:
- Steigerung der Attraktivität und dadurch Gewinnung von mehr Besuchern und Kunden (der Umsatz-„Kuchen“ wird größer, so dass sowohl die Mieter im ECE Center und auch der bisherige Einzelhandel in der Innenstadt davon profitieren)
- Durch den vorherigen Punkt bleiben auch die Mietpreise mindestens stabil
- Dringende und notwendige Weiterentwicklung der Innenstadt
Ich bin gespannt, ob wir bald ein großes Einkaufszentrum in Siegburg haben. Wenn der Center (aka „Stadtgalerie“) wirklich individuell auf Siegburg und die lokalen Begebenheiten abgestimmt wird, kann bestimmt „was Gutes“ entstehen.
Aber es darf die umliegende Innenstadt nicht ins Hintertreffen geraten. Ein Negativbeispiel kann man meiner Meinung nach in die direkten Nachbarschaft vorfinden. In St. Augustin ist der HUMA Einkaufspark praktisch gleich dem Stadtzentrum. Und schön ist das nicht.
Ein übermütiger Blick „übern Tellerrand“ zum Schluss:
Der Königsbau in Stuttgart wurde zum Beispiel in ein innerstädtisches Einkaufszentrum umgebaut. Klar ist Stuttgart zehn mal so gross wie Siegburg, aber dafür sind in dem dortigen Center auch keine Mode-Ketten sondern Nobel-Geschäfte (z.B. für hochpreisige Badeinrichtung oder eine Kustgalerie) angesiedelt. (Ein Bild vom Innenraum.)